Off the record - aus dem Leben einer Personaldisponentin
Vor einigen Jahren war ich mit einem selbsternannten Instandhaltungsmechaniker zum Vorstellungsgespräch beim einem Industrieunternehmen. Mein Kandidat sah ziemlich gut aus und wusste das auch. Für mich waren Industriefachkäfte zu diesem Zeitpunkt noch Neuland und ich war hellauf begeistert jemanden kennengelernt zu haben, der laut eigener Einschätzung quasi alles konnte. Was ihm an Fachwissen fehlte, machte er an Charm wett. Meine Kollegin, die viel mehr Erfahrung in dem Bereich hatte, war nicht ganz so enthusiastisch wie ich - das hätte mir ein erster Hinweis sein können. Rückblickend gab es noch andere Warnsignale, aber hey, EIN INSTANDHALTUNGSMECHANIKER! … er hatte recht viel Charm.
So saßen wir also mit der Personalchefin und der Produktionsleiterin, beides Frauen Ende 50, im Vorstellungsgespräch. Das Unternehmen produziert viel im Reinraum und fragte daher, ob er im Hygienebereich schon Erfahrung hat. Ich dachte mir, nein hat er nicht, aber ist jetzt auch nicht so kompliziert. Er: „ich dusche regelmäßig. Mein letzter Job war ziemlich dreckig, da habe ich sogar zweimal am Tag geduscht.“ Wie er auf die Idee kam, dass seine Antwort angemessen oder zur Frage passend war, ist mir bis heute schleierhaft. Wir drei Frauen hatten in diesem Moment aber sicherlich alle drei ein ähnliches Kopfkino. Das Gespräch wurde danach leider auch nicht besser. Fazit: was zu schön ist, um wahr zu sein, ist meistens einfach auch nicht wahr.